„Wir leben in einer Gesellschaft, die altert. Bereits im
Jahr 2030 werden die über 60-Jährigen die Mehrheit der
Bevölkerung stellen. Die demografische Entwicklung sowie ihre
gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen sind zu einem viel
diskutierten Thema geworden. Unterdessen hat die Industrie die
kaufkräftige Generation der Älteren entdeckt und es deuten
sich erste Verschiebungen im medialen Altersbild an.
Gesellschaftlich vorherrschend ist jedoch nach wie vor ein
negatives Bild vom Alter. Denn eine lange Tradition hat das
Wort alt mit einem herabsetzenden Sinn beladen. Einer
Beleidigung gleichkommend steht es für alles, was in unserer
Gesellschaft nicht erstrebenswert ist: Krankheit, Armut,
Vereinsamung, körperlicher und geistiger Verfall, Verlust an
Schönheit.
Jugendlichkeit ist hingegen ein hohes Gut, Jugendobsession
eine weit verbreitete Realität. Der Körper nimmt dabei eine
zentrale Rolle ein. Fitness, Lifting, Anti-Aging Produkte,
Erfindungen und Trends unserer Zeit, sollen die körperlichen
Zeichen des Alter(n)s beseitigen bzw. herauszögern; verbindet
man mit einem attraktiven, jungen Körper doch
gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Erfolg. Auch sexuelle
Attraktivität ist eng an Jugendlichkeit geknüpft.
Zwar hat sich unsere Gesellschaft über die letzten
Jahrzehnte von bestehenden Tabus, vor allem auf sexuellem
Gebiet, gelöst, denn es findet sich kaum ein Bereich der
menschlichen Sexualität, der nicht denkbar oder
diskussionswürdig ist. Sexualität im Alter und deren
Abbildung blieb jedoch ein gesellschaftliches Tabu.
Katrin Trautners Fotoarbeit gewährt Einblick in diesen
meist ausgeblendeten Bereich der menschlichen Sexualität; in
eine gelebte Normalität in ihrer Vielfältigkeit. “
(Text aus dem Buch zur Ausstellung, Katrin Trautner)